Codonopsis pilosula
Feinbehaarte Glockenwinde, Feinbehaarte Tigerglocke, Dang Shen oder Arme-Menschen-Ginseng
Codonopsis pilosula (Franch.) Nannf. oder feinbehaarte Glockenwinde (Tigerglocke) wird in der chinesischen Pharmakopöe (PPRC) unter dem Begriff „Dang Shen“ eingeordnet. „Dang Shen“ ist ein Adaptogen und eine preiswerte Alternative zu „Ren Shen“ ( Panax ginseng) und wurde als „poor man´s ginseng“ (engl.) oder „Arme-Menschen-Ginseng“ bekannt. Codonopsis ist eines der am meisten gebrauchten Mittel in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und ist ein ausgezeichnetes Qi-Tonikum, das vor allem die Mitte (Milz und Lunge) stärkt.
Codonopsis hat ähnliche Heileigenschaften wie Panax Ginseng, wirkt aber sanfter und leichter verträglich.
Zwei andere Codonopsisarten sind:
Codonopsis lanceolata (Siebold et Zucc.) Benth. et Hook.f – kletternde Tigerglocke und
Codonopsis ussuriensis – ussurische Glockenwinde sind ebenfalls Heilpflanzen mit vergleichbarer Wirkung.
Familie
Die Gattung Codonopsis gehört zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae), bekannt sind etwa 60 Arten. Die drei oben genannten Arten sind gut erforscht und zählen zu den Adaptogenen.
Herkunft
Die meisten Codonopsisarten stammen aus N-China, der Mandschurei, der Mongolei, Korea, Japan, dem russischen Fernost – Chabarowsk und Primorje, und den Kurillen. Der Schwerpunkt der Artenvielfalt liegt im Himalaya und dem südwestlichen China. Die Rankenpflanzen bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort auf feuchten Böden, wachsen in Waldlichtungen, Waldgebirgen und an Waldrändern.
Verwendete Pflanzenteile
Für therapeutische Zwecke werden die Wurzel (Codonopsis radix), und seltener das Kraut (Codonopsis herba) angewendet.
Inhaltsstoffe
Die Wurzel enthalten Triterpenoide (Codonopilate A, B, C), Saponine, Alkoloide (Codotubulosine A und B, Codonopsin, Codonopsinin, Codonopyrrilidin A, B), Pirrolidin, Cholin, Phytosterole (alpha-Spinasterol, Stigmasterol), N-Hexil Beta-Sophorosid, Polyacetylenderivate (Lobetyolin, Lobetyolinin), Perlolyrin, Taraxerol, Taraxerylacetat, 9,10,13-Trihydroxy(E)-11 Octadecensäure, Polysaccharide, Sqalen, Adonosin, Phytosterine (Spinosterin, 7-Stigmasterin), Beta-Sitosterol, Beta-Daukosterol, Tocopherol (Vitamin E), Harze, Glycoside (Тioglycosid, Sinigrin, Tangshenoside I und II etc.) , Cumarine, Inulin, ätherische Öle, organische Säuren, Phosphorlipide, heterozyklische Verbindungen.
Die oberirdischen Pflаnzenteile enthalten auch die Flavonoide Apigenin, Hesperidin und Luteolin, sowie Tannine.
Neuro- und bioaktive Komponenten sind wahrscheinlich Triterpenoide, Polysaccharide, Alkaloide und deren Verbindungen.
Wirkung
Dang-Shen als ein Adaptogen erhöht die Lebensenergie und Widerstandsfähigkeit gegen Stress.Triterpenoide wirken stärkend, anregend, belebend, schmerzlindernd, tonisierend, aphrodisierend, Stresstoleranz erhöhend.
Die Wirksstoffe der Pflanze aktivieren das Nervensystem. Studien haben gezeigt, Codonopsis-Alkaloide – die neuroaktive Komponente – wirken dem Rückgang von Acetylcholin entgegen.
Acetylcholin ist der wichtigste Neurotransmitter im menschlichen Organismus. Sowohl die Erregungsübetragung von Nervenfaser auf Muskelfaser, als auch die vegetativen Funktionen (Herzschlag, Atmung und Verdauung) werden durch Acetylcholin gesteuert.
Bei der Alzheimer-Krankheit (Oberbegriff: Demenz) besteht ein Mangel von Acetylcholin im Gehirn. Ausserdem steuert Acetylcholin Nervenprozesse, Gedächtnisvorgänge, Stimmungen, Emotionen und Verhalten.
Dabei spielt der Wirkstoff Cholin aus der Codonopsiswurzel eine sehr wichtige Rolle in unserem Stoffwechsel. Cholin wird im menschlichen Körper zu Acetylcholin ungewandelt.
Codonopsis hat eine immunmodulierende und krebshemmende Wirkung. Polysaccharide erhöhen die Resistenz gegen bakterielle Infektionen, aktivieren Lymphozyten und Makrophagen und stimulieren die Synthese von Interferon. Die Zytotoxizität von T-Lymphoziten oder T-Killerzellen wird erhöht.
Bei T-Killerzellen handelt es sich um Zellen, die Fremdkörper im menschliche Organismus entfernen. Als Fremdkörper erkennen sie körperfremde Erreger oder krebsverursachende Wucher-Zellen. Zytotoxische T-Zellen finden mithilfe besonderer Merkmale die störenden Substanzen im Körper und töten diese ab.
Während Helferzellen die Antigene ausfindig machen, sorgen die T-Zellen auf natürliche Weise für die Reinigung des Körpers.
Bemerkt eine Killerzelle durch Ihre Rezeptoren ihren Antigen-Typus, setzt sie Zitotoxin- Lösungen frei und die Fremdkörper zerfallen. Zytotoxische T-Zellen greifen vorwiegend die Membran der befallenen körperfremden Zellen an.
Also, die Polysaccharide des Codonopsis stärken das Immunsystem und sind bei der Krebstherapie hilfreich. Die Pflanze wird bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, z. B. HIV-Infektionen, eingesetzt.
Codonopsis hat eine kardioprotektive und kardiovaskuläre Wirkung, verbessert die Viskosität des Blutes und damit die Durchblutung und wirkt einer Trombosenbildung entgegen. Die Blutgefässe werden erweitert, dadurch sinkt der Blutdruck. Codonopsis hilft bei Angina pectoris und schützt die Herzzellen vor freien Radikalen.
Die Heilpflanze senkt den Adrenalinspiegel, verstärkt die Bildung von Hämoglobin und roten Blutkörperchen, sie senkt Cholesterin im Blut. Codonopsis wird sehr erfolgreich bei Anämie (auch im Zusammenhang mit Schwindel) angewendet.
Codonopsis normalisiert die Funktion des Verdauungssystems. Die Wurzeln werden bei Durchfall, Erbrechnen, Blähungen und übermäßiger Produktion von Magensäure hilfreich sein. Labortests zeigen, dass Dang-Shen die Verdauung durch die Hemmung der Pepsinsekretion im Magen verbessert. Codonopsis wirkt leberprotektiv.
Besonders bei älteren Menschen zeigt Codonopsis gute Ergebnisse: sie verbessert den allgemeinen Zustand und als Folge – die Lebensqualität, Aktivität und Beweglichkeit, das Gedächtnis und die mentale Gesundheit, wirkt verjüngend.
Die Flavonoide des Krauts wirken antioxidativ und stärken die Gefäße.
Zubereitung/Dosierung
In der TCM wird Codonopsis oft als Aufguss aus Wurzel und Kraut, auch als Wurzelpulver zubereitet.
Tagesdosis: 6-15 Gramm der getrockneten Droge. In einigen Fällen bis 30 Gramm Droge pro Tag.
Wegen des Alkoloidengehalts gilt Codonopsis als schwach toxisch, darum die Tagesdosis nicht überschreiten!
Bei Überdosierung können Kopfschmerzen, Schwindelgefühl und Tachykardie auftreten.
In der westlichen Medizin wird Codonopsis in Form einer Tinktur zubereitet.
In Indien wird die Wurzel oft zu einem essbaren Mehl gemahlen.